Exkursion nach Buchenwald

2024

Klasse 9/1, 9/2 und 9TM

Historische Lernorte lassen die Geschichte lebendig werden. Während dieses Motto bei Exkursionen oft als ein positives Erlebnis im Gedächtnis bleibt, ist der Besuch einer KZ-Gedenkstätte von anderer Qualität. Es handelt sich um eine Erfahrung, die man in all seiner Tiefe und Düsternis lange zu verarbeiten hat und nicht vergessen wird.

Am 06.05.2024 fuhren die 9/1, die 9/2 und die 9TM gemeinsam in das Konzentrationslager Buchenwald. Dieses liegt in der Nähe von Weimar auf dem Ettersberg. Nach zwei Stunden Busfahrt kamen wir auf dem Gelände des KZs an. 

Jede Klasse bekam einen Guide zur Seite gestellt, der sie durch den Tag führte. Wir erhielten durch ein Modell einen Überblick über das ehemalige Lager und beschäftigten uns mit dem historischen Kontext. Außerdem besichtigten wir das Hauptlager mit dem Wachturm 23, dem Krematorium und dem ehemaligen Krankenlager (Bild 1). Im Vorhinein hatten wir uns schon eine Dokumentation über das KZ Buchenwald angesehen, in dem auch Beiträge von Zeitzeugen zu sehen waren. 

Durch aussagekräftige Erzählungen und Bilder wurde uns das grausame Schicksal der Häftlinge nahegebracht. Die drastischen Unterschiede zwischen SS und Insassen wurden uns bewusst, als wir erzählt bekamen, dass viele der Familien der SS auf der anderen Seite des Berges ein glückliches und sorgenloses Leben führten. Auch der Zoo der SS vor dem Lagerzaun und der Spruch „Jedem das Seine“ am Lagertor (Bild 2) verdeutlichte dies noch einmal mehr.

Der letzte Stopp war für uns alle das in der DDR errichtete Mahnmal, welches ein paar hundert Meter von dem Lager entfernt ist. Wir liefen den Stelenweg entlang, der sieben Reliefs enthält, die die sieben Jahre des KZs darstellen sollen. Der Weg führte uns weiter über die „Straße der Nationen“, vorbei an drei riesigen Massengräbern, die die Form eines Rings haben. Über die „Treppe der Freiheit“ gelangten wir zum Glockenturm, genannt „Turm der Freiheit“ und schauten uns die davorstehende Figurengruppe (Bild 3)  an, auch den Glockenturm besichtigten wir. Die Figurengruppe soll die Widerstandsgruppe des KZs darstellen. 

Nach einer zweistündigen Fahrt kamen wir sehr erschöpft und bedrückt in Leipzig an. 

Der Ausflug hat uns wieder einmal gezeigt, wie wichtig es ist, sich an Geschichte zu erinnern, besonders in einer Zeit, in der uns die Zeitzeugen immer mehr verloren gehen. 

Isabelle Streubel und Lilly Schober

Ausflug 9/3

Auf dem Ettersberg in der Nähe von Weimar befindet sich das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald. Dort waren in der Zeit von Juli 1937 bis zur Befreiung im April 1945 etwa 277.800 Unschuldige von den Nationalsozialisten inhaftiert. Diese mussten unter dem Befehl der Schutzstaffel (SS) diesen Schreckensort selbst errichten. Zu den Häftlingen gehörten politische Gegner, Juden, Homosexuelle, Sinti und Roma sowie Kriegsgefangene und andere Menschen, die nicht der nationalsozialistischen Ideologie entsprachen. Durch direkte Tötung, medizinische Experimente, Zwangsarbeit und unmenschliche Lebensbedingungen starben dort rund 56.000 Menschen.

Wir haben als Klasse die heutige Gedenkstätte Buchenwald im Rahmen des Geschichtsunterrichtes am 7.Mai besucht. Der Besuch auf dem Ettersberg war sehr berührend und lehrreich. Wir hatten schon Einiges im Geschichtsunterricht über die nationalsozialistische Diktatur gelernt und uns gut auf den Besuch vorbereit. So hatten wir einen Dokumentationsfilm geschaut und besprochen, inwiefern dieses schrecklich traurige Thema heute noch im Alltag präsent ist und uns beeinflusst. Auch über unsere persönlichen Gefühle und Ängste haben wir gesprochen.

Mit dem Bus sind wir die 5 km lange „Blutstraße“ hochgefahren. Wir hatten ein einleitendes Gespräch mit einem Mitarbeiter der Gedenkstätte, welcher uns den gesamten Tag begleitete. In der Gedenkstätte Buchenwald stehen nur noch wenige erhaltene Gebäude. Das Lagertor gehört dazu. Wir haben uns das Tor mit der zynischen Inschrift „Jedem das Seine“ lange angesehen und darüber gesprochen. In dem Torhaus befinden sich auch die ehemaligen Arrestzellen (Bild1), welche sogar kleiner waren als die Zwinger der Kampfhunde. Die Zellen gingen alle von einem schmalen, kalten und dunklen Gang ab. Große, schwere Stahltüren mit einer kleinen Luke grenzten sie von der Außenwelt ab. Meist befand sich ein Holzbrett darin, welches als Bett dienen sollte. Uns wurde erklärt, dass damals bis zu acht Menschen sich eine Zelle teilen und den ganzen Tag ohne eine Bewegung geradestehen mussten. 

Das ehemalige Krematorium (Bild2) steht auch noch. Es ist von einem Holzzaun umgeben. Um 1940 wurde es von der SS gebaut, um die steigende Zahl der Toten ohne Zeugen verschwinden zu lassen. Hierzu dienten spezielle Öfen, in denen besonders viele Leichen in kürzester Zeit gleichzeitig verbrannt wurden. In einem kleinen Nebengebäude erfolgte vor der Verbrennung die gierige Untersuchung der Toten nach Wertgegenständen, insbesondere Goldzähnen. Ein Raum mit Gedenktafeln erinnert an die furchtbaren Taten. Neben dem Krematorium befindet sich ein Nachbau der Genickschuss-Anlage. Diese war damals als Arztpraxis getarnt. Unter dem Vorwand, sie zu messen, wurden die ahnungslosen Mordopfer von einem SS-Soldaten aus einer versteckten Kammer durch einen Genickschuss getötet. 

Lange haben wir uns die berührende Ausstellung (Bild 3 + 4)  „Buchenwald. Ausgrenzung und Gewalt 1937 – 1945“ im Museum angesehen. Im Museum werden persönliche Lebensläufe dargestellt, welche zeigen, dass die Häftlinge ganz normale Menschen waren – wie wir heute – die einfach zu Unrecht eingesperrt wurden und Furchtbares ertragen mussten. Besonders berührt hat mich der Besuch der letzten erhaltenen Baracke, da hier das Leid nochmals genau spürbar war.

Unser Tag endete am Denkmal für die Opfer. In eine Metallplatte sind alle Nationen und Verfolgtengruppen eingraviert (Bild 6). Sie hat in der Mitte immer genau die Körpertemperatur eines Menschen von 36,5°C. Wir haben alle die Platte berührt und uns damit vor den Opfern verbeugt. Jeder von uns ging mit einem betroffenen und traurigen Gefühl nach Hause. Dieser Tag war für uns sehr wichtig und wir werden ihn niemals vergessen.

Luise Feske 9/3

2023

Eine Tradition lebt nach zwei Jahren Corona-Abstinenz wieder auf ...

Es ist Dienstag vor Himmelfahrt, zu Beginn der zweiten Stunde, als wir in einem Zwei-Etagen-Bus nach Buchenwald aufbrechen. Nach zwei Stunden Fahrt gen Westen soll unser Ziel das Konzentrationslager bei Weimar sein. Unser erster Halt ist jedoch noch einen Kilometer vom KZ entfernt: das wuchtige Mahnmal auf dem Südhang des Ettersbergs. In der DDR erbaut soll es den aufständischen Lagerinsassen des Konzentrationslagers Buchenwald gedenken. Um 1943 hatten politische Gefangene verschiedener Nationen im Verborgenen das „Internationale Lagerkomitee Buchenwald“ als Widerstandsgruppe gebildet. In einer eher plumpen Parkanlage ragt der sogenannte Glockenturm über drei ringförmigen Massengräbern und spielt zu jeder vollen Stunde seinen blechernen Gong. Vor ihm wenden sich elf Bronzefiguren den Rapsfeldern auf dem gegenüberliegenden Hang zu. Getreu der DDR-Ideologie sollen sie den Widerstand der kommunistischen Aufständischen im Konzentrationslager gegenüber den kapitalistischen Nationalsozialisten darstellen.


Das Konzentrationslager liegt keine zehn Kilometer von der Kulturstadt Weimar entfernt, auf der abgewandten Hangseite des Ettersbergs. An einem Kiosk am ehemaligen Exerzierplatz verweilen wir frierend zwei Stunden, ehe unsere Filmvorführung beginnt. Darin berichten uns drei Zeitzeugen vom Alltag im Lager während ihres Aufenthalts. Dann endlich beginnt die Führung. Hinterher tauen unsere Mägen nur langsam wieder auf.


Zwei Stunden lang erzählt man uns von ganz konkreten Menschen: dem einen Lagerleiter, der Gelder unterschlug, und dem anderen, der am 11. April 1945 schneller weg war, als alle anderen. Von einem Brüderpaar, das erst fünf Jahre unter den Nazis in Buchenwald saß und anschließend noch fünf weitere in russischer Gefangenschaft und von einem Zweijährigen, der überlebte.
Wir laufen vorbei an den Folterzellen und auch durch das Krematorium, erfahren, dass dieses für die Abfallentsorgung konzipiert war, nicht für Menschen. Und, dass viele Angehörige nur ausgerechnet dieses Gebäude zur Trauer haben, keine Gräber.
Wir stehen auch an der Stelle, an der im Winter nach der Pogromnacht bis zu 3000 Menschen erfroren - wurden. Vorsätzlich. Danach musste dringend das Krematorium her. Viele Baufirmen wollten nicht kooperieren, das Konzentrationslager zahlte zu wenig.
Erzählungen von diesen und vielen weiteren Geschehnissen stürzten uns immer wieder in Betroffenheit, bis wir nach dem Ende der Führung in den Bus steigen. Mit achtzig Kilometern die Stunde auf der Landstraße lassen wir die Massengräber, die Folterstätten und mit ihnen die Präsenz der 38.049 Ermordeten hinter uns, und die, der wenigen, die Buchenwald überlebt haben.
 

Tara Frauendorf